Konversionen sind "Updates" von Waffen mit veralteten Munitionssystemen - meistens von Vorderlader zu Hinterladern aber auch von Stiftfeuer auf Rand- oder Zentralfeuer oder Randfeuer auf Zentralfeuer. Hierzulande bekannt mit den Milbank-Amsler Konversionen (Ordonnanz-Vorderladergewehre), Revolver 1872 auf 1878 (Rand- auf Zentralfeuer) und den fast ausschliesslich zivilen Konvertierung von Vetterli- und Peabodygewehren meist zu Jagdzwecken. Andere Länder, welche auch Vorderladerrevolver militärisch nutzten, haben oft auch diese meist auf Zentralfeuer umgerüstet.
Alle diese Umbauten haben eines gemeinsam: Ökonomische Überlegungen und nicht selten auch zeitliche Gründe (Militär)!
Ökonomie: Es war v.a. früher (als die Arbeitsstunde viel billiger als die "Hardware" war) wesentlich billiger, eine vorhandene Waffe auf neue Anforderungen anzupassen als sich eine neue zu beschaffen. Im zivilen Bereich kam dies noch stärker zu tragen: Damals wie heute sind vom Militär ausgemusterte Waffen für einen Spottpreis zu haben, so dass sich eine Abänderung auf neue Bedürftnisse allemal auszahlt! Beispiel K31: im Zeughaus für 60.-sFr zu haben - ein lächerlicher Preis für eine qualitativ hoch stehende Waffe! Da rentiert sich's auch heute noch, ein paar hundert Franken für z.B. einen jagdlichen Umbau zu investieren - auch wenn dies aus Prestigegründen kaum noch gemacht wird (genauso wie der Zweitwagen zum Einkaufen gehen: Da ist ein Kleinwagen dem Prestige nicht zumutbar...).
Zeit: es war auch zeitlich gesehen besser, die meist grossen Bestände schrittweise einzuziehen, umzubauen und wieder an die Truppen auszuliefern.
Trotzdem: Die Geschichte zeigt, dass zumindest den VL-Conversions selten eine lange Dienstzeit bevorstand. Dies hat mehrere Gründe:

1.: ein konvertiertes Gewehr ist wesentlich umständlicher zu laden/entladen und somit langsamer als eine Neukonstruktion (z.B. ein Martini-System) - zudem meist auch weniger stabil!
2.: So ein Umbau bleibt ein Kompromiss: Oft litten diese Umbauten an Lade-/Entladehemmungen - natürlich waren diese frühen Patronen mit ihren oft seltsamen Hülsenkonstruktionen die Hauptursache - aber gute Neukonstruktionen berücksichtigten mit ihren speziellen Verschluss- und Auszieherkonstruktionen diesen Umstand.
3.: Der Trend ging eindeutig auf kleinere Kaliber (+/- 11mm) - damit war eine Musketen-Konversion (Kal. 14-19mm) schon von vornherein veraltet
4.: der Wechsel vom Einzellader zum Repetierer geschah ungeahnt schnell!

Heutzutage sind die Conversions waffentechnisch interessante Kuriositäten, die interessant zum Schiessen sind - egal ob Original oder Replika. Im Fall der Konversion von Stift/Randfeuer auf Zentralfeuer sogar die einzig praktikable Möglichkeit, die Waffe überhaubt benutzen zu können! Man kann zwar Stiftfeuerpatronen und Randfeuer-Adapter herstellen - aber beides ist so umständlich beim Wiederladen, dass dies nur für gelegentlichen Schuss mit wertvolleren Originalen in Frage kommt - eigentlich schon ein Widerspruch in sich...
 
Sicher sind die heutzutage am häufigsten verwendeten Conversions diese beiden Revolver-Repliken. Original für die Patronen .44Colt/.38Long Colt gemacht, sind die Nachbauten für .430 / .358 Geschoss-
durchmesser ausgelegt (Orig. .45 / .38 Heel Type), welche dem Innendurchmesser der Hülsen entsprechen. Die Originale hatten zylindrisch durchgebohrte Trommeln so wie dies heutzutage nur noch bei KK-Revolvern vorkommt: Die .22 Short/Long/L.R. sind die einzigen heute noch vorkommenden Heel Type Patronen.
Colt Army 1860 / 1851 Richards/Mason Conv.  (Replika)
Kaliber:
Änderung:        
Grund:                     
Arbeiten:                
.44Colt / .38 Spl
Tuning (siehe Site "Tuning")
technische Mängel ab Fabrik
(siehe Site "Tuning")
Ungerechterweise geniessen die "oben ohne" - Coltrevolver einen schlechten Ruf was die Präzision anbelangt - dies haben sie der "Vorderlader-Replika-Misere" zu verdanken. Tatsache ist, dass diese Revolver fantastisch schiessen können - sofern die wesentlichen Teile gut eingepasst sind (...was bei fast allen Repliken ab Fabrik nicht der Fall ist und Originale meist ausgeschlagen sind oder bei gutem Zustand so wertvoll, dass es kaum vertretbar wäre, sie zu benutzen!).
Im Gegensatz zu einem Revolver mit geschlossenem Rahmen müssen hier ausser einem guten Lauf und Lauf/Trommel-Fluchten auch der Sitz des Laufes auf der Achse, diese wiederum im Rahmen und die Passung des Hammers im Rahmen stimmen! Wenn letztere Bedingungen nicht erfüllt sind hat das die gleiche Wirkung wie z.B. eine lottrige Visierung!
Die Abbildungen der Zielscheiben unten zeigen, wie präzis diese Waffen sein können (sitzend aufgelegt, 5 Schuss 9m, SP: ohne Zwischenreinigung oder Blow Tube). Der Spiegel misst 6cm:
Army 1860 R/M Conv.
Navy 1851 R/M Conv.
.44 S&W Russian (Schwarzpulver)
.44 Spl. (Rem. LRN 246gr)
.38 Spl. (Magtech. LRN 158gr)
.38 Long Colt Schwarzpulver
(Trefferbild vor Kornkorrektur)
(Trefferbild vor Kornkorrektur)
Colt Walker 1847 (Replika)
Kaliber:
Änderung:        
Grund:                     
Arbeiten:                
.45Colt
Einpassen der neuen Trommel / Tuning (siehe Site "Tuning")
technische Mängel ab Fabrik
Gasring einpassen, Transportstern neu machen, Stossboden der Trommel auflöten
Dies ist ein Beispiel einer nur die Trommel betreffende Konversion - an einer für diese Umbauart untypischen Waffe.
Tatsächlich wurden aber einige Revolvertypen mit diesen Trommeln ausgerüstet - die bekanntesten sind die Remington-Vorderladerrevolver.
Das Prinzip ist einfach: Eine neue, zweiteilige Trommel, deren hinterer Teil als Stossboden fungiert und anstelle der Pistons Zündstifte enthält. Technisch gesehen sind sämtliche Anschlussmasse identisch mit der Vorderladertrommel, so dass die Trommeln 1:1 austauschbar sind. Dementsprechend muss an der Waffe selber keine Änderung vorgenommen werden (soweit die Theorie... in der Praxis sind die Toleranzen der Replika-Waffen so gross, dass das vom Hersteller versprochene "Drop In" in den seltensten Fällen befriedigend funktioniert - dies ist allerdings nicht seine Schuld - die Trommeln sind meistens qualitativ recht gut).
Natürlich muss zum Nachladen die Trommel aus dem Revolver ausgebaut werden - was beim Remington relativ komfortabel geht.
Zu beachten sind die scheinbar unkorrekten Kaliberangaben: Da in der Vorderladerzeit das Feldmass massgebend war, sind auch die Bezeichnungen Kal. .44 und .36 der Vorderladerrevolver noch so - der Zugdurchmesser beträgt allerdings rund .45 und .38 - in letzterem Fall ein grosses Problem: es gibt keine echten .38er Revolverpatronen mehr! eine .38 Spl. ist bekanntlich ein .357er Durchmesser! das .44/.45-Problem lässt sich hingegen leicht lösen - dies ist nach wie vor ein übliches Kaliber! Wer also unbedingt seinen .36iger konvertieren will, muss  auf Spezialkokillen zurückgreifen und Heel Type oder Hollow Base Geschosse selber giessen (letztere wurden übrigens auch fabrikmässig für die .38 Long Colt verladen - dies funktionierte nachweislich ganz gut: die sonst hoffnungslos unterkalibrigen Geschosse expandierten offensichtlich genügend, um sich nach Vorderladermanier in die Züge zu pressen...
Die abgebildeten R/M-Typen sind im Gegensatz zu den Richards Conv. nicht 100%ige Konversionen: Meistens wurden hier neue Trommeln und Läufe verwendet - leicht zu erkennen an der Kontur des Laufes (1860) und nicht vorhandenen Aussparungen / Bohrungen für die Ladepresse.
Generell werden für diese Konversionen der Rahmen am Rückstossschild tiefer gefräst um Platz für den sog. Konversionsring zu schaffen - eine ca. 1cm dicker Ring , der als Stossboden dient und eine Ladeklappe enthält. In den Hammer wird ein Zündstift eingesetzt und am Lauf seitlich ein Ausstossergehäuse angebracht. Nicht selten waren die Trommeln Neufertigungen, da die Zähne des Transportsterns aus Platzgründen nun zwischen den Kammern liegen sollten - zusätzlich hat die VL-Trommel des 1860 durch die charakteristische Abstufung hinten zu dünne Wandungen - dieses Manko konnte mit einer neu hergestellten Trommel natürlich korrigiert werden. Natürlich gibt es noch viel mehr Details und Unterschiede - dies würde hier aber zuweit gehen.
Peabody / Vetterli
Kaliber:
Änderung:        
Grund:                     
Arbeiten:                
10,4 Vetterli
mangelhaft ausgeführte Konversion auf Zentralfeuer nacharbeiten
technische Mängel der orig.Konversion
neue Zündstifte herstellen
Zwei Bekannte aus der Site "Alte Waffen" - typische Beispiele für oben beschriebene Privat-Konversionen zu Jagdzwecken. Diese robusten und relativ günstig zu erwerbenden Gewehre schiessen sehr gut - die Hülsen lassen sich aus .348Win. oder 10,3x60R umformen - letztere haben einen zu dünnen Rand - was wegen der Schulter fast keine Rolle spielt: Die fertige Hülse bildet den Verschlussabstand über die Schulter.
privater Martini-Scheibenstutzer
Kaliber:
Änderung:        
Grund:                     

Arbeiten:                
10,4 Vetterli
konvertieren auf Zentralfeuer
da der Verschluss beträchtlich beschädigt war, war es durchaus vertretbar, ihn auch gleich zu konvertieren
Block rep., neuen Zündstift herstellen, neuen Zündkanal
Dieser sehr stabile, private Scheibenstutzer reizt nicht zuletzt wegen seines speziellen Laufes zum Schiessen: Das 90cm lange Rohr ist nur auf eine Länge von ca. 10-15cm nach dem Patronenlager gezogen, der Rest ist glatt! Dies scheint gut zu funktionieren: Bei einem Versuch auf 50m liessen sich mit Schwarzpulver und mit einem in einer Versuchskokille gegossenen Bleigeschoss auf Anhieb 5cm-Streukreise schiessen - die Patronen vor Ort von Hand hergestellt (Pulver einfüllen, Fettscheibe, Geschoss in die Hülse stecken und leicht einfetten - fertig)!
Belgischer Stiftfeuer-Revolver
Kaliber:
Änderung:        
Grund:                     
Arbeiten:                
11mm Stiftfeuer
konvertieren auf Zentralfeuer
schussfähige Waffe dieses Waffentyps herstellen
Schloss rep., neue Trommelachse,  Zündkanal und Zündstift machen, Tuning, 
Dies ist eine belgische Fertigung eines "Lefaucheux-" oder Stiftfeuer-Revolvers. Dieses Exemplar ist von mässiger Qualität und mit einer einfachen Gravur versehen. Allerdings hat dieses Stück leichte Rostnarben, die in neuerer Zeit samt Originalfinish maschinell mit einer Draht-
bürste entfernt wurden. Der Lauf hat zwar ebenfalls Rostnarben, ist aber in brauchbarem Zustand.
Für mich ein ideales Stück für eine "Wiederinbetriebnahme" - nach den Reparatur- und Tuningarbeiten erste Versuche mit selber hergestellten Stiftfeuerpatronen - was wegen anfangs beschriebener mühsamer Prozedur bald aufgegeben wurde und zur Zentralfeuer-Konversion führte - allerdings ohne den Hammerkopf wegzufräsen und die Kimme auf den Lauf oder Stossboden zu versetzten. Beides war damals üblich, letzteres mit der Idee, nun beide Patronensorten verschiessen zu können.
Als Basis dienen nun .45ACP-Hülsen und als Geschoss eine Rundkugel - dies nicht zuletzt weil die Waffe deutlich weniger wiegt als z.B. ein .45er Colt-Revolver und das neue Korn auch mit der Rundkugel 6mm (!) höher sein musste als original um wenigstens Spiegel aufsitzend zielen zu können!
Der Revolver hat einen weichen Schlossgang und liegt sehr gut in der Hand - kickt allerdings unerwartet heftig - wegen des geringen Gewichts und des schmalen Griffs.
Wegen der undeutlichen Visierung (Perlkorn und flache Rinne im gerundeten Hammerkopf) und dem Hammerspiel ist die Präzision nicht
überragend - auf 10m liegen aber allemal Streukreise unter 5cm drin.
Man muss dabei bedenken, dass dieser leichte Revolver sicher nicht als Holster- oder Scheibenwaffe gedacht war - eher als "Nachttisch-Schubladen-Artillerie" - und als solche sicher recht wirksam...
.45
konvertieren auf Zentralfeuer .45-90
Wechselsystem Papierpatronen / Zentralfeuerpatronen
Zentralfeuer-Verschlussblock und Patronenlagerringe herstellen, Tuning, 
Sharps 1863 / 66 (Replika)
Kaliber:
Änderung:        
Grund:                     
Arbeiten:                
Dies ist damals wie heute ein relativ einfach zu konvertierendes Gewehr, da es sowieso ein Hinterlader ist, wenn auch für Papierpatronen und separat zu setzendem Zündhütchen. Der Lauf erhält ein passendes Patronenlager und es muss ein neuer Verschlussblock gefertigt werden, welcher den seitlichen Hammerschlag auf einen zentral gelegenen Zündstift überträgt. Wie bei anderen Konversionen gab es auch hier Werkskonversionen ebenso wie solche von privaten Büchsenmachern, welche oft Unikate sind und sich deutlich von den serienmässigen Adaptionen unterscheiden. Dieser Umbau stellt einen solchen dar - mit der zusätzlichen Option, den originalen Verschlussblock weiterhin verwenden zu können. Dazu muss - wenn Papierpatronen zum Einsatz kommen sollen - ausser dem Block nur der Lagerring getauscht werden. Wenn Messinghülsen benutzt werden, braucht der Ring nicht gewechselt zu werden, da die Hülse die Gasdichtung übernimmt.
So ein System ist nicht aus der Luft gegriffen: Da Patronen weit weg von der Zivilisation selten verfügbar waren, legten viele Pioniere Wert auf Waffensysteme, welche sie möglichst lieferantenunabhängig machten. Beispiele dafür sind die Ballard-Hinterlader, welche anfangs eigentlich für frühe Randfeuerpatronen konzipiert waren und einen zusätzlichen Piston im Verschlussblock hatten, womit eine verschossene und wiedergeladene Randfeuerpatrone gezündet werden konnte, nachdem man ihr ein kleines Loch durch den Boden gestochen hatte! Dies funktioniert sehr gut - ich habe das in Ermangelung von originalen .38 Long Rimfire mit .38 Spl.-Hülsen (ohne Zündhütchen) probiert - trotz Rostlauf liessen sich damit auf Anhieb Streukreise von 10cm auf 50m schiessen (Schwarzpulver und Rundkugel).
Die abgebildete Sharps hat sogar noch den in die Schlossplatte integrierten Zündpillensetzer - ein aufwendiges Detail, das sich die meisten Hersteller heutzutage einsparen.