Wie schon unter "Kokillen" erwähnt ist man vor allem im Zusammenhang mit Waffen zu welchen keine Munition erhältlich ist, oft gezwungen sich auch die kompletten Patronen selber herzustellen.
Ein weiterer Grund kann das Bedürftnis sein aus einer Waffe schwächere (und ev. viel billigere) verschiessen zu können. Auch hatten frühe Hinterladergewehre oft keine Patronen aus massivem Messing wie sie heutzutage üblich sind: Manche  dieser Patronen haben einen Aufbau welcher an den heutiger Schrotpatronen erinnert (z.B. die ursprüngliche .577-450 Martini-Henry der britischen Armee): Der Patronenkörper besteht aus Karton oder gewickelter Messingfolie, was dann gelegentich an einen in Alufolie eingewickelten Hotdog erinnert (siehe Abb. unten).
Die Besonderheit solcher Waffen sind deren überdimensionierte Patronenlager: Dies war unumgänglich damit diese "Hottdog-Patronen" sich trotz ihren ungenauen Abmessungen immer problemlos in die Waffe schieben - und aber auch wieder entnommen werden konnten.
Dieser Umstand macht es gelegentlich erforderlich z.B. eine Adapterhülse oder aus massivem Messing gedrehte Hülsen anzufertigen um das überdimensionierte Patronenlager quasi "aufzufüllen". Für die Martini-Henry sind zwar "normale" gezogene Messinghülsen erhältlich - haben aber aufbaubedingt ein zu grosses Innenvolumen so dass Unmengen von Schwarzpulver hinein passen, auch ist der Hülsenhals zu dünnwandig so dass dieser sich bei jedem Schuss rund einen Millimeter aufweitet, Eine Materialbelastung der die teuren Hülsen nicht lang standhalten.
Vor eine besondere Herausforderung sieht man sich gestellt wenn man Munition für (antike) Waffen anfertigen möchte welche nicht für Zentralfeuerpatronen eingerichtet sind - und diese Waffen nicht abändern will. Nebst Kuriositäten wie "Tit Fire" & "Lip Fire" -Patronen welche beide quasi hoffnungslose Fälle darstellen, sind Stift- & Randfeuerpatronen prinzipiell herstellbar - wenn auch mit rel. hohem Aufwand und gewissen Einschränkungen: Zu kleine Kaliber sind in beiden Fällen kaum reproduzierbar - selbstgebaute Randfeuerpatronen können nur als Einzellader verwendet werden, zudem muss der "aktive Zündbereich" auf den Zündstift der Waffe ausgerichtet werden.
 
Bild links zeigt die Anfänge der Patronen - u.a. auch die oben erwähnte "Tit Fire"
Bilder rechts & unten: Die ebenfalls oben erwähnten "Hotdog-Patronen" englischer Konstruktion: In Messing- sowie Kartonversionen. Man beachte den recht aufwändigen Aufbau aus allen (un-)möglichen Materialien & Teilen
"very British" eben...
Bild unten: "Ersatz" aus modernem Hülsenmaterial hergestellt...
Bilder links & unten: die "Festland"-Varianten - diese sind im Aufbau eher an Schrotpatronenhülsen angelehnt - welche auch heutzutage gelegentlich noch mit Kartonwandungen erhältlich sind...
Bild rechts: Die 3. Patrone von links - eine .577-450 M/H mit aus dem Vollen gedrehter Messinghülse - der Pulverraum ist im Gegensatz zur äusseren Flaschenform einfach zylindrisch im Kaliberdurchmesser gebohrt so dass das Hülsenvolumen in etwa einer .45-90 Sharps Straight entspricht.
Die 2. von links: Eine .45-75 Win., alle übrigen sind Varianten der 10,4 Vetterli: Die 1. v. links eine Orig.-Patrone (Randfeuer), die anderen vier "Vetterli Jagd" (Zentralfeuer) mit div. Geschossvarianten.
Bild links: Auch die Schweizer Armee liebäugelte plötzlich mit einer Zentralfeuervariante - vermutlich wegen der gelegentlich vorkommenden Hülsenreisser im Bereich des Ausziehers... Die Idee wurde aber wieder aufgegeben - möglicherweise weil man mit der Zeit imstande war, stabileres Hülsenmaterial herzustellen (man beachte dass frühe Hülsen noch aus sog. Tombak bestanden, welches im Gegensatz zu heute üblichem Messing aus bis zu 90% Kupferanteil besteht. Spätere Vetterli-Patronen wurden dann aus Messing hergestestellt).
Bild rechts: Die von mir verwendeten Varianten in 10,4 Vetterli:
Die 1.& 2. Hülse v. links sind aus Messingrohr und eingelötetem gedrehtem Messingboden gefertigte Stücke (Eigenbau).
Die 3. eine aus einer 10,4 Ital. Vetterli hergestellte, die 4. aus .348 Win. umgeformt.
Im Vordergrund die verwendeten Geschosse (v.l.n.r.):

- .430 200gr verkupfert
- .430 200gr Giessblei
- .429 240gr Hartblei
- .430 300gr verkupfert
- .430 330gr Spez.-Kokille
- .428 330gr HB Spez.-Kokille
Bild links: Aber auch Stiftfeuerpatronen lassen sich reproduzieren. Dies ist zwar etwas aufwändig, lohnt sich aber wenn man eine qualitativ gute Originalwaffe besitzt und die "wiederbeleben" möchte.
Die Abb. zeigt einen belgischen 11mm Stiftfeuerrevolver welcher technisch in gutem Zustand ist, jedoch Gebrauchsspuren sowie Rostnarben aufweist so dass man bei Schiessversuchen kaum den Sammlerwert gefährdet.
Die Patronen habe ich aus (gekürzten) .45 Colt Hülsen hergestellt: Rand abgedreht, Zündglocke zugelötet, innen einen Sitz für ein Vorderladerzündhütchen gefräst und dann seitlich eine Bohrung für einen 2mm-Zündstift gebohrt. Letzterer wird dann nach dem Beschicken mit dem Zündhütchen mit etwas Lack gesichert, dann die Schwarzpulverladung, Trennscheibe aus Tetrapack-Karton, etwas Schmiere darauf und zum Schluss eine passende Rundkugel gesetzt.
Rechts ein etwas moderneres Beispiel: Hier geht es um die ebenfalls anfangs erwähnte Möglichkeit aus einer Schusswaffe auch deutlich kleinere, schwächere & daher meistens auch billigere Munition verschiessen zu können.
Links im Bild die Originalpatrone in einem 30er Kaliber, in der Mitte eine Adapterhülse zur Aufnahme der kleineren Patrone (hier eine .30 M1, rechts im Bild).
Die Adapterhülse enthält selbstverständlich einen eigenen Zündstift.
Ökonomischer Gesichtspunkt: Die .30 M1 kostet ca. 1/3 des Preises der Orig.-Munition.
Präzision: Leider erst auf 25m getestet (stehend angestrichen) liessen sich problemlos Streukreise von rund20-30mm realisieren.